Vulkane im Hegau

Ein paar Worte zum Hegau-Vulkanismus

Das Gebiet gehört nicht nur zu den landschaftlich malerischsten sondern auch zu den geologisch bemerkenswertesten Landschaften Deutschlands. All das, was wir heute sehen können - die bizarren Vulkankegel, die hügelige Moränenlandschaft und der angrenzende Bodensee - ist das Ergebnis von geologischen Prozessen, die - wie schon der Heimatdichter Ludwig Finckh treffend bemerkte - den Hegau durch "Feuer, Eis und Wasser zu einem Paradies formte". Dabei ist zum Verständnis wichtig, das auch die heutige Landschaft ständigen Änderungen unterworfen ist, die für gewöhnlich aber nicht wahrgenommen werden - es sei denn, es handelt sich um plötzliche Ereignisse wie Hangrutsche oder Erdbeben.

Nach der Jurazeit, von der am Nordrand des Hegaus Kalksteinvorkommen zeugen, war das Gebiet Hegau - Bodensee Teil eines weiträumigen Senkungsgebietes zwsichen Genf und Wien im nördlichen Vorlnd der Alpen. Letzmalig vor etwa 20 Millionen drang das Meer in dieses Becken vor. Dieser Zeitabschnitt wird Obere Meeresmolasse genannt. 
In einem geologischen Zeitabschnitt, den die Geologen "Miozän" nennen, kam es im Hegau durch Schwächezonen in der Erdkruste aber auch im Gefolge von durch die Entstehung der Alpen ablaufenden Prozesse zu einer vulkanischen Tätigkeit, die vor knapp 20 Millionen Jahren begann, deren Höhepunkt vor etwa 14 Millionen Jahren lag und die vor etwa 6 Millionen Jahren zu Ende ging. Heiße Magma aus dem Erdinnern erreichte die teilweise Erdoberfläche und lagerte sich dort in Form von mächtigen Tufflagen, vulkanischen Bomben und Lapillis ab, deren Formenvielfalt heute zur Einmaligkeit des Hegaus beiträgt. Später drangen noch Basalt- und Phonolithschmelzen über Förderkanäle nach oben. Allerdings erreichten nur die Basalte die Erdoberfläche, während die Phonolithe wegen ihrer chemischen Zusammensetzung zähflüssiger waren und daher 100 bis 150 m unter der Erdoberfläche "steckenblieben" und erstarrten. 

Rheingletscher und Bodensee

Doch – um wiederum eine Beschreibung von Ludwig Finckh zu gebrauchen - „des Herrgotts Kegelspiel“ erhielt erst im Quartär seinen sprichwörtlichen „letzten Schliff“.

Mit Beginn dieses letzten Zeitabschnitts der Erdgeschichte setzte eine Abkühlung ein, die hauptsächlich auf der Nordhalbkugel für mehrmalige, phasenweise Vorstöße der Gletscher in das Vorland der Gebirge verantwortlich war. Dabei kam es zur Ablagerung verschiedener Moränen, aber auch von Schottern der Schmelzwasserflüsse. Die Hauptphasen der Kaltzeiten (Eiszeiten) werden im nördlichen Voralpenland nach den Flüssen Biber, Donau, Günz, Mindel, Riß und Würm benannt. Tatsächlich stehen diese historischen Bezeichnungen als Zeitbegriffe heute aber nicht für einzelne Eiszeiten. Vielmehr weiß man heute, dass es innerhalb dieser Zeitabschnitte eine Vielzahl von Einzelvorstössen gab, und dabei regional auch große Unterschiede bestanden. Für die Gestaltung des Hegau spielen aber die Gletschervorstöße aus den Alpen eine entscheidende Rolle. 

Die Eissohle des gewaltigen Rheingletschers tiefte sich in die Schichten der Molasse-Ablagerungen und in die Vulkantuffe ein. Beim Vorrücken nutzte der Rheingletscher aber auch ältere Schwächzonen im Untergrund. Der Rheingletscher hobelte und schmirgelte mit seiner Bodenfracht die damalige Landoberfläche ab und verbreiterte so die Täler und Senken. Allerdings widerstanden die härteren vulkanischen Bildungen dem Angriff des Eises. Dadurch wurden die Vulkanschlote allmählich regelrecht „freipräpariert“: die kegelförmigen Hegau-Berge sind also nicht wie der Vesuv durch Aufschüttung von Asche und Lava entstanden. Es sind vielmehr "Vulkanruinen", deren heutige Form durch Abtragung entstanden ist. Auch ursprünglich nicht bis an die Erdoberfläche vorgedrungene und im Untergrund erstarrte magmatische Schmelzen gelangten durch dei Kräfte der Verwitterung und der Abtragung allmählich an die Oberfläche. In den Warmzeiten zwischen den einzelnen Kaltzeiten zogen sich die Gletscher wie heute in die Hochgebirge zurück. Die einzelnen Gletscher- und Schmelzwasservorstöße bewirkten jeweils eine Veränderung und Abrasion (Abtragung) der in der vorangegangenen Eiszeit abgelagerten Sedimentfracht. Jeweils jüngere Schmelzwässer tieften sich in älteres Material ein. Daher finden wir heute ältere quartäre Schotter die bevorzugt auf den Höhenrücken, während die Schotter und Moränen der jüngeren Kaltzeiten in den Tälern und Senken zu finden sind. Aber auch das Bodenseeufer bietet eine reiche Auswahl an unterschiedlichsten Geröllen (Abbildung). Die zu Beginn des Quartärs um 800 bis 900 m hoch liegende Hochfläche wurde auf diese Weise zerschnitten. Neben einzelnen Bergrücken entstanden in den Senken durch die vorstoßenden Gletscher oft tiefe Becken, von denen das Bodenseebecken das bedeutendste ist. Das heutige Landschaftsbild des Hegaus entstand also erst durch Abtragungsprozesse in den letzten 10 000 Jahren seit dem Ende der letzten Kaltzeit!
Die Entstehung des Hegaus liegt also in Bezug auf das Gesamtalter der Erde noch nicht lange zurück und umfaßt auch nur einen relativ kurzen geologischen Zeitraum. Die ungebändigten Kräfte von Feuer, Eis und Wasser schufen hier eine einmalige Landschaft mit hohem Freitzeit- und Erholungswert.

Mehr zur Geologie der Vulkane im Hegau

Matthias Geyer & Nils Gies (2021)

Hegau

Geologie der Vulkanlandschaft zwischen Donau und Bodensee

199 S. ,110 Abb.,1 Exkursionskarte 

Sammlung geologischer Führer Band 113

ISBN 978-3-443-15104-1

Gebr. Borntraeger, Stuttgart

Verkaufspreis: 29,90 €

Dieser neue Band aus der Reihe Sammlung geologischer Führer verbindet Bewährtes mit Neuem. Er ist eine vollständig neu bearbeitete und wesentlich erweiterte Fassung des Bandes 62 des Geologischen Führers "Hegau und westlicher Bodensee" (1976).

Unter neuem Titel "Hegau - Geologie der Vulkanlandschaft zwischen Donau und Bodensee" beschreibt er den geologischen Aufbau und die Entstehungsgeschichte der weitläufigen Vulkanlandschaft der Hegau-Region, zwischen Südrand der Schwäbischen Alb und der Oberen Donau bis an den nordwestlichen Bodensee. Die charakteristischen Vulkankegel, darunter der weithin bekannte Hohentwiel bei Singen, sind durch die Erosion und glaziale Überprägung freigelegte Förderschlote einstiger Vulkanbauten.

Der Einführungsteil vermittelt nach kurzen Verweisen zu Vegetation, Bodenkunde und Archäologie eine ausführliche Beschreibung der geologischen Verhältnisse und der im Hegau anzutreffenden Gesteine. Ein Verweis auf Naturgefahren sowie die Rohstoffsituation vervollständigen ihn.

Nachfolgend werden 63 Exkursionspunkte beschrieben; ergänzend hierzu sind tabellarisch Exkursionsvorschläge und die Koordinaten der Exkursionspunkte angefügt. Die ausführlich beschriebenen Exkursionspunkte können dank detaillierter Lageangaben auf eigene Faust erkundet werden. Gleichzeitig wird in verschiedenen Kapiteln der zunehmenden Bedeutung der Wechselbeziehung zwischen Mensch und Naturraum Rechnung getragen.

Den Abschluss bilden ein umfangreiches Literatur- und Kartenverzeichnis sowie ein Register geographischer Bezeichnungen und geologischer Fachbegriffe.

Der vorliegende Band richtet sich an alle geologisch interessierten Leser und soll die Neugier zu einer Erkundung des Hegau wecken.

Das Buch können im Shop von Geotourist Freiburg bestellen.

Vulkane im Hegau

Geotouristische Broschüre mit Exkursionsvorschlägen und geologischer Karte

Lieferumfang: Das Kartenpaket „Vulkane im Hegau“ besteht aus einer doppelseitig bedruckten Karte gleichen Blattausschnitts im Massstab 1:50.000 und zwei beigepackten Broschüren im Einsteckformat. Im Vergleich zum klassischen Blattschnitt topographischer Karten gleichen Massstabs erspart der Blattausschnitt dem Nutzer den Kauf von vier topographischen Einzelkarten. Die Vorderseite besteht aus der normalen topographischen Karte mit den eingetragenen und in den Broschüren beschriebenen Routen sowie die touristischen Besonderheiten. Auf der Rückseite ist eine vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg zur Verfügung gestellte und in Rücksprache mit dieser Fachbehörde leicht vereinfachte geologische Karte mit topographischem Hintergrund aufgedruckt. Die Originalvorlage ist die Geologische Karte 1:50.000 "Hegau und westlicher Bodensee" von Albert Schreiner. Der Blattschnitt beider Karten ist identisch. Die graphische Aufbereitung der Broschüren wurde vom Studio Weber in Wahlwies bei Stockach durchgeführt. Auftraggeber war die damalige Tourismusgemeinschaft Hegau-Schaffhausen. Gedruckt wurden die topographische und die geologische Karte sowie die beiden Broschüren vom Landesvermessungsamt Baden-Württemberg in Stuttgart.

Inhalt der Broschüren: Hier wird Erdgeschichte durch verschiedene Tourenvorschläge und Einzelziele für den Einzelnen erlebbar. Schriftsteller oder frühe Naturforscher und Ärzte wie Goethe, Hesse oder Scheuchzer haben sich über die im Raum Hegau - Schaffhausen vorkommenden Gesteine, Mineralien oder Fossilien geäußert oder sie gar beschrieben. Hierfür wurden deutlich abgesetzte Kastentexte eingesetzt, was zur Auflockerung des Textes beiträgt. Verweise auf Flurnamen als Hilfsmittel zur Erklärung geologischer Sachverhalte tragen insbesondere bei Einheimischen zur besseren Identifikation mit der Landschaft bei.
Wichtig sind auch Querverbindungen zur Botanik, weil sich aus der Pflanzendecke auch Rückschlüsse auf das anstehende Gestein bzw. die Bodenverhältnisse treffen lassen. Dadurch kann insbesonders der Wiedererkennungswert für den geologisch interessierten Laien gefördert werden. Natürlich gehören in einem archäologisch so bedeutenden und gut erforschten Gebiet auch entsprechende Hinweise auf die Ur- und Frühgeschichte, zumal die Siedlungsplätze von unseren Vorfahren oft unter geologischen Gesichtspunkten ausgewählt wurden.

Die erste Broschüre enthält eine Einleitung sowie die Beschreibungen der ausgewiesenen zum Teil grenzüberschreitenden Touren in Form von Wanderungen, Radtouren, den Schiffskurs Schaffhausen – Stein am Rhein sowie eine Autoexkursion, welche alle wesentlichen Vulkane im Hegau ansteuert. Eine Infobox resümiert die jeweils wichtigsten Informationen.

Die zweite Broschüre enthält allgemeine Informationen wie ein Verzeichnis der Fremdenverkehrsämter und der Museen, ein Glossar zur Erklärung der im Text hervorgehobenen Fachbegriffe sowie weiterführende Literatur. Außerdem wurden hier 19 besondere Einzelziele („Highlights“) ausführlicher dargestellt, weil diese Besonderheiten bereits für sich allein gesehen einen Besuch rechtfertigen („Sonntagsausflug“). Auch hier wurde ergänzend eine Infobox eingebaut.

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Die Broschüren sind leider vergriffen!

Haben Sie Lust bekommen, dieses Gebiet einmal selbst kennenzulernen? Geotourist Freiburg bietet regelmäßig Exkursionen und Führungen an. Natürlich können Sie sich auch eine Wunschveranstaltung zusammenstellen (lassen).

Dr. Matthias Geyer
Geotourist Freiburg
Hansjakobstraße 54
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