Informationen zur Stadtgeologie von Freiburg

Machen Sie sich auch einmal "auf eigene Faust" auf geologische Erkundung. Kennen Sie den Geologischen Garten hinter dem Hauptgebäude des Instituts für Geo- und Umweltnaturwissenschaften in der Albertstraße 23b im Institutsviertel? Der Bereich ist ganzjährig frei zugänglich. Verschiedene Gesteine aus Baden-Württemberg und aus den Alpen sind dort präsentiert (vgl. Hinweis unter Februar 2016).

Freiburg und sein Münster - hier anläßlich eines Rundflugs über der Stadt zur Abwechslung einmal aus der Vogelperspektive mit dem Schlossberg im Hintergrund: Über die geologisch besonders interessante Lage der Stadt und Wissenswertes zu den Bau- und Pflastersteinen erhalten Sie nachfolgend mehr Informationen. Jährlich finden verschiedene Führungen zur Stadtgeologie Freiburg für die interessierte Öffentlichkeit statt. Informationen erhalten Sie unter Exkursionen.

Nachfolgend werden hier in loser Folge noch weitere Informationen zum Thema "Geologie von Freiburg" eingestellt. Schauen Sie einfach wieder von Zeit zu Zeit vorbei!

Februar 2024

Im November 2023 lösten sich einige Felsbrocken aus dem Bereich des ehemaligen Steinbruchs in der Kartäuserstzraße und stürzten auf die Straße, die daraufhin vorsorglich sofort gesperrt wurde. Es war bekannt, dass die großen Eichen am Südhang des Hirzberges durch die Trockenheit der letzten Jahre geschädigt waren. Abgestorbene Eichen konnten das Erdreich nicht mehr halten, weshalb sich einige Steine lösen konnten. Gegenwärtig laufen noch Sicherungsmaßnahmen in diesem Bereich. Verschiedene Steinschlagschutzzäune und -netze sowie Erdwälle wurden errichtet, um zu verhinden, dass lose Steine noch einmal auf die Fahrbahn rollen. Der untere Hangbereich wurde zudem gerodet. 

Januar 2021

30. Januar 2021: Zweijähriges Hochwasser an der Dreisam. Nach einem Bilderbuchwinter bis Mitte Januar schlug das Wetter um und feuchte und deutlich wärmere Atlantik-Luftmassen bestimmten das Wetter im Raum Freiburg und im Südschwarzwald. Regen und Schneeschmelze führten binnen kurzem zu Hochwasser. Der renaturierte Flussabschnitt der Dreisam zwischen Sandfangbrücke und Ottiliensteg erfüllte die Erwartungen und verhinderte mit Sicherheit größere Schäden im Bereich des kanalisierten Flußabschnitts in der Innenstadt. Hier ein Blick von der Sandfangbrücke beim Unisportgelände flußaufwärts. In der rechten Bildhälfte ist bei Normalwasser eine Fischtreppe ...

Mancher Kanusportler oder Surfer mag bei diesem Anblick ins Schwärmen kommen (Es wurden übrigens tatsächlich Kanufahrer in der Dreisam im Bereich Innenstadt gesehen. Wer es nicht glaubt: https://www.youtube.com/watch?v=Oc4cVGVVnGw). Wer den "Dreisamsommer" kennt, der weiß, daß sich hier bei der Sandfangbrücke rechts der Welle der tiefe Stillwasserbereich befindet und links der Welle eigentlich die rechteckigen Badebecken sind, in denen es sich im Sommer so herrlich entspannen und diskutieren läßt. Übrigens: Ein Zweijähriges Hochwasser kann durch entsprechende Versicherungspolicen gerade noch abgesichert sein. Bei höherem Wasserstand sind die Prämien meist nicht mehr bezahlbar.

November 2020

Wenn Sie das nächste Mal auf dem Münstermarkt unterwegs sind, dann schauen Sie einmal die Säulen am Gebäude Münsterplatz 3 an. Sie täuschen sich nicht: zahllose Muschelreste, auch gelegentlich Schnecken und andere Fossilbruchstücke bauen dieses Gestein auf. Es ist Muschelkalk aus Franken und wegen des hohen Anteils an verwittertem Pyrit trägt diese als Fassaden- und Ornamentstein gerne verwendete Lage des Muschelkalk die Bezeichnung "Goldbank".

Mai 2020

Auch der Bertoldsbrunnen hat etwas mit dem Meer zu tun ... Dieser rötliche Kalkstein gehört altermäßig ebenfalls in den Jura und ist unter der Bezeichnung Ammonitico Rosso bekannt. Viele Gebäude in Verona, darunter auch die Arena, sind daraus gebaut. Leider werden sie am Bertoldsbrunnen vergeblich nach gut sichtbaren Fossilien suchen. Das Rohmaterial für den "neuen" Bertoldsbrunnen war ein Geschenk norditalienischer Städte zum Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg.

April 2020

Es ist ja derzeit nicht möglich, einen Spaziergang am Meer zu machen. Bleiben Sie in Freiburg und Sie werden zahlreiche Spuren von Ozeanen aus längst vergangenen Zeiten entdecken. Gehen Sie in die Kaiser-Joseph-Straße 192 und schauen Sie sich die Fassadenverkleidung aus Oberjurakalk an. Sehen Sie den Ammonit? Der schwamm vor etwa 150 Millionen Jahren in einem warmen Schelfmeer und dachte wohl auch nie daran, dass er sich in einer Fassade in Freiburg wiederfinden würde!  

April 2019

Auch in Freiburg hat der Kaiserstuhl seine Spuren hinterlassen. Natürlich findet man keine Aufschlüsse mit Kaiserstühler Vulkaniten in der Stadt, aber als Werksteine fanden die Tephrite von Achkarren vereinzelt Verwendung - so z. B. beim Bau des Gebäudes Karthäuserstraße 13. Unschwer ist erkennbar, dass die Wahl dieses Bausteines nicht gerade glücklich ist, denn die härteren, im Tuff eingeschlossenen Gesteinsbruchstücke wittern heraus und machen den gesägten Stein anfällig.

Januar 2017

In der Eisengasse trifft man in einem Hauseingang einen merkwürdig gesprenkelten Granit als Wand- und Bodenbelag an. Das Gestein wird als Rapakiwigranit bezeichnet, kommt aus Finnland und ist bei uns ein beliebter Baustein. Allerdings ist das Vorkommen des Gesteins nicht auf Finnland beschränkt, sondern ist auf allen alten kontinentalen Schilden anzutreffen. Besonders typisch für dieses Gestein ist die Tatsache, dass die rötlich-braunen Alkalifeldspäte von einem Plagioklassaum umgeben sind ("Schneeball-Effekt"). Eine weitere Besonderheit ist, dass dieses Gestein wegen seiner typischen Ausbildung als Leitgeschiebe für die Skandinavische Vergletscherung gilt und demzufolge Blöcke und Gerölle durch den Eistransport bis in den Raum Leipzig nachgewiesen sind.  

Februar 2016

Ein kleines Hinweisschild auf dem Boden am Wegrand unmittelbar oberhalb des Mozartsteges zeigt die Lage der östlichen Randverwerfung des Oberrheingrabens an. Leider wird die Infotafel immer wieder zerstört oder verschmiert. Auch die Steinkäfige sind schon mehrmals aufgebrochen worden. Der große Block - übrigens ein Gneis (metamorphes Gestein) wie er ähnlich auf dem Schloßberg anzutreffen ist - ist wohl zu schwer um weggetragen zu werden.

Das blühende Krokusband ist leider nur jedes Jahr für ein paar Tage zu sehen. Diese wichtige geologische Störungslinie trennt den Oberrheingraben vom Schlossberg, der geologisch gesehen zum Schwarzwald gehört. Normalerweise befindet sich die sogenannte Vorbergzone dazwischen. Diese ist etwas weiter südlicher mit Lorettoberg und Schönberg aber vorhanden. Die Störungszone folgt nach Süden in etwa dem Verlauf des Schlossbergrings.

Februar 2016

Die vor allem auf der Südseite erkennbaren markanten Terrassenbildungen in Falkensteig sind Ablagerungen des sogenannten Würm-Komplexes. Damit bezeichnet der Geowissenschaftler die bislang letzte Kaltzeit in unseren Breiten. Diese Terrassen bestehen hauptsächlich aus Gneis- und Granitgeröllen, die wegen des geringen Transportweges nur schlecht gerundet sind. Der Rotbach hat sich in diese Terrassenablagerungen eingeschnitten. Seinen Namen verdankt der Bach übrigens der Tatsache, dass sein aus den Moorgebieten von Hinterzarten, Breitnau und Alpersbach stammendes Wasser oft durch Eisenhaltige Verbindungen rotbraun gefärbt ist.

In der Nacht vom 28. auf 29. Januar 2016 kam es am nördlichen Talhang unweit des westlichen Ortseingangs von Falkensteig zu einem folgenschweren Felssturz. Infolge von Regen hatten sich Blöcke aus dem hier anstehenden Gneisgestein gelöst und waren nahe des Gleiskörpers der Höllentalbahn gestürzt. Als sofortige Sicherheitsmaßnahme wurde der Zugverkehr daraufhin zwischen Himmelreich und Hinterzarten eingestellt. Auch zwei unmittelbar unterhalb der Eisenbahnlinie liegende Wohnhäuser wurden geräumt. Die B 31 ist von einer Sperrung nicht betroffen. Falkensteig liegt auf den geologischen Kartenblättern 1:20'000 8013 (Freiburg Südost) und 8014 (Hinterzarten). Der Felssturz kann noch knapp auf dem Kartenblatt 8013 verortet werden (47°56'43"N / 8°00'01"E). Der zur Gemeinde Buchenbach gehörende Ortsteil Falkensteig liegt im Übergangsbereich vom Höllental zum Zartener Becken und stellt geologisch gesehen ein Eckpfosten des Schwarzwaldes dar. Beidseits des sich bei Falkensteig bereits verengenden Tals stehen Gneise, an, die allerdings im Gegensatz zu den ähnlichen Gesteinen am Freiburger Schlossberg eher unter Blockbildung verwittern. Die Gneise weisen z. T. schlierenartige Strukturen auf, was auf Aufschmelzprozesse hinweist. Derartige Gesteine werden auch als Migmatite bezeichnet. Die Felstürme am Hirschssprung am östlichen Ortsende von Falkensteig sind deutlich senkrecht geklüftet. Der gesamte Bereich wird von einer alten Schwächezone der Erdkruste durchzogen. Diese von den Geologen als "Graben" bezeichnete Störung verläuft von Freiburg über das Höllen- und Löffeltal und den Bonndorfer Graben bis an den Nordwestrand des Bodensees - auch die Ausrichtung des heutigen Bodensees hat damit zu tun.

Natürlich ist allen Verantwortlichen bekannt, dass steile Felswände aus angewittertem Gestein zu Massenverlagerungen neigen. Es wird in solchen Bereichen also nie eine vollkommene Sicherheit vor Schadensereignissen geben. Kluftwasser, Wurzeln und Temperaturschwankungen (Tag und Nacht Unterschiede) können für eine Lockerung in den Gesteinsschichten sorgen. Besonders in den Übergangsjahreszeiten sind die Temperaturunterschiede von Tag und Nacht besonders hoch: Kluftwasser gefriert in der Nacht und taut am Morgen wieder auf. Das Gefrieren von Wasser ist mit einer Volumenzunahme von etwa 10% verbunden, was zu einer zusätzlichen Lockerung des Gesteins führen kann. Der Felssturz wurde bereits mit speziellen Seilankern gesichert. In den nächsten Tagen werden noch Spezialnetze eingehängt. Zusätzlich werden bestimmte Bereiche mit Spritzbeton gesichert. Die notwendigen Arbeiten werden von einer Spezialfirma aus dem Schwarzwald durchgeführt. Auch der zuständige Geologe des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau machte sich an Ort und Stelle ein Bild der Lage. Die Menge des abzuführenden Gesteinsmaterials wird auf ca. 800 to geschätzt (Quelle: Der Sonntag vom 7. Februar 2016).

Januar 2016

Man braucht nicht in das Nördlinger Ries oder ins Steinheimer Becken zu fahren, um den berühmten Suevit ("Schwabenstein") anzusehen. In Freiburg bieten sich gleich zwei Gelegenheiten dazu. Da ist zunächst der Eingangsbereich in der Kaiser-Joseph-Straße 284. Der Rest des Gebäudes besteht weitgehend aus Muschelkalk; nur der Sockel teilweise aus Granit (siehe nächstes Bild). Übrigens: Auch auf dem Mond gibt es Suevit! Allerdings ist eine Reise auf den Erdtrabanten dann doch etwas beschwerlicher!

Der Sockel des Gebäudes ist teilweise aus Granit, der an seinem körnigen Gefüge gut zu erkennen ist. Oberhalb des Kugelschreibers wurde dann Suevit verwendet, während die Fassade ansonsten aus Muschelkalk besteht.  Suevit gehört zu den Impaktgesteinen. Darunter versteht man Gesteine, die ihre (Aus)Bildung dem Einschlag extraterrestrischer Körper verdanken. Die oftmals fladenartigen Einschlüsse im Suevit werden als "Flädle" bezeichnet.

Die zweite Möglichkeit für Suevitbeobachtung bietet sich hinter dem Gebäude des Instituts für Geo- und Umweltnaturwissenschaften in der Albertstraße 23B. Der Suevitblock ist dort im hinteren Teil aufgestellt. Allerdings gibt es dort auch noch eine Menge anderer Gesteine aus den Alpen und Südwestdeutschland zu bestaunen. Bezeichnung und Herkunft sind auf einer kleinen Infotafel auf der Rückseite des Neubaus zusammengestellt. Außerdem gibt es dort (natürlich) Steinbänke für eine Mittagspause.

Dezember 2015

Wer will schon gerne in einen Hörsaal gehen, wenn es auf dem Weg dort hin von weißen Mäusen nur so wimmelt. Und dennoch unternehmen tägliche zahlreiche Studierende dieses Wagnis, wenn sie zum Beispiel das KG I betreten. Wahrscheinlich wissen sie es nicht oder haben nie darauf geachtet. Viele Treppen vor und in dem Gebäude bestehen nämlich aus Granit, der einstmals im Schwarzwald gebrochen wurde. Und dieser Granit hat es in sich: Unübersehbar sind weiße, scharf umgrenzte Feldspäte erkennbar, die ein Freiburger Mineralogieprofessor einmal als "weiße Mäuse" bezeichnet hat. Der Mythos lebt weiter ... aber Vorsicht! Wer nachts zum Beispiel in der Eisenbahnstraße dem Bahnhof zustrebt und dabei die Straßenseite wechseln will, der könnte mit den "weißen Mäusen" noch ein "blaues Wunder" erleben, wenn er dort über die Bordsteinkante aus Schwarzwaldgranit ... stolpert.

Oktober 2015

Buntsandstein ist der wichtigste Baustein des Freiburger Münsters. Anfangs kam das Baumaterial aus Steinbrüchen vom Schlierberg und vom Lorettoberg. Dort erinnert eine Tafel heute an diese historischen Abbaustellen für Münsterbausteine. Der hier abgebaute Sandstein war mittelkörnig, rot bzw. rot/gelbstark, unterschiedlich stark verkieselt und gut verwitterungbeständig. Allerdings reichten die stadtnahen Vorkommen nicht lange und so musste in der Umgebung nach geeignetem Baumaterial gesucht werden ... Leider stellte sich heraus, daß die später verwendeten Buntsandsteine aus dem Freiamt (Raum Emmendingen - Kenzingen - Tennenbach) nicht mehr die gute Qualität des ursprünglich verwendeten Materials hatte.

Über das Freiburg Münster und seine Bausteine gibt es viel zu erzählen. Soviel ist rasch klar: für das Münster wurde nahezu ausschließlich Buntsandstein verwendet. Mehr geologische Fakten zu den unterschiedlichen, am Münster verwendeten Bausteinen und diversen Besonderheiten sind demnächst hier zu finden. Übrigens befindet sich unterhalb auf der Abbildung gut sichtbaren Tafel der Tafel südlich des Haupteingangs eine der offziellen Höhenmarken der Stadt Freiburg ins Mauerwerk des Münsters eingelassen.Die Restaurierungsarbeiten am Freiburger Münster werden von der Münsterbauhütte koordiniert und durchgeführt.

Mai 2015

Das Straßenpflaster verdient ebenfalls mehr Aufmerksamkeit ... Es besteht in Freiburg aus sehr hartem, stark verkieseltem Sandstein aus der Buntsandsteinzeit. Deutlich erkennbar ist die für Sandsteine oft charakteristische und gut erkennbare Schichtung. Sandsteinpflaster sind in Freiburg z. B. im Bereich des Schwabentors verlegt. Die Sandsteine stammen aus Brüchen südlich von Colmar und wurden bis Anfang des 20. Jahrhunderts dort abgebaut.

Ein weiteres Beispiel für Straßenpflasterung aus der Freiburger Innenstadt: Vor der Hauptpost in der Eisenbahnstraße findet man auf engstem Raum rötlichen Quarzporphyr (Rhyolith), dunklen Basalt und grobkörnigen Granit. Zu beachten ist ferner, dass an vielen verkehrsberuhigten Stellen auf eine Verfugung der Pflastersteine verzichtet wurde, wodurch der Anteil der versiegelten Flächen in der Innenstadt deutlich reduziert werden kann, was der Grundwasserneubildung zugute kommt.

Bekannt ist Freiburg auch für die sehr abwechslungsreiche Gehwegpflasterung in der Altstadt. Bei dieser Pflasterung erfolgt die Verlegung auch heute noch von Hand. Das Material ist überwiegend Geröll aus Kiesgruben im Oberrheintal. Dies macht die Herkunft eines Großteils der Pflastersteine aus den Schweizer Alpen verständlich. Die nebenstehende Darstellung zeigt das Zeichen der Münsterbauhütte vor dem Dompfarramt in der Herrenstraße. Bei genauerem Hinsehen eindeckt man die große Vielfalt der verwendeten Gesteine in den zahlreichen Mosaiken der Innenstadt. In den Buchhandlungen Freiburgs gibt es spezielle Literatur zu den Pflastermoiken in der Freiburger Altstadt.

Januar 2014

Fossilien in der Stadt? Auch das ist möglich! Allerdings nicht in einem Steinbruch, sondern ganz bequem in Augenhöhe: so z. B. bei einem Juwelier im Quartier Oberlinden. Hier wurde bei der Umgestaltung des Eingangsbereichs ein auf den ersten Blick unscheinbar aussehender Kalkstein verwendet; bei näherem Hinsehen entdeckt man vor allem auf den polierten Flächen zahlreiche Korallenreste. Korallen gibt es auch heute noch: sie leben mehrheitlich in Riffgebieten warmer Meere (z. B. Karibik). Das Gestein kommt übrigens aus Hessen und wird als Wirbelau-Marmor verkauft. Diese Bezeichnung ist nicht richtig, denn ein Marmor ist per Definition ein metamorphes Gestein und enthält daher keine Fossilien mehr. Aber als "Marmor" läßt sich das Gestein wohl zu einem höheren Preis verkaufen!

Granite gibt es zuhauf im Schwarzwald, davon haben die Meisten wohl einmal in der Schule gehört. Der hier gezeigte Granit - ebenfalls vom Eingangsbereich eines Juweliers im Quartier Oberlinden - kommt allerdings trotz seines schottisch klingenden Namens "Balmoral" aus Finnland und findet auch an vielen Stellen in Freiburg Verwendung. Übrigens: Wer schon einmal in New York war, dem sind bestimmt dort auch die rötlichen Granite aufgefallen. Der dort verwendete Granit hat eine ähnliche Entstehungsgeschichte und kommt vom Kanadischen Schild. Schließlich hingen ja Skandinavien und Teile des heutigen Nordamerikas zusammen und bildeten einen großen Nordkontinent. Die Gesteinsvielfalt in unseren Städten hat sich vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkt, weil heute Natursteine weltweit verfügbar sind und "Fremdgesteine" oft billiger sind als heimische Rohstoffe.

Ein eher schon wegen seiner Farbe ungewöhnlicher Granit findet sich im Schaufensterrahmen in der Schusterstraße 30. Das Gestein wird als Bahia Blue (oder Azul Bahia) bezeichnet und stammt aus der brasilianischen Region Bahia, wo es sehr aufwändig in der Regel von Hand abgebaut wird. Dementsprechend teuer ist dieser Naturstein. Bahia Blue wird zwar meistens als Granit bezeichnet. Eigentlich aber ist ein Sodalith-Syenit. Der sehr gut spaltbare Sodalith ist für die blaue Farbe verantwortlich. Ein echter "Hingucker" und im Original natürlich viel schöner anzusehen!

Dezember 2013

Aus aktuellem Anlass werden hier Bilder von den im Dezember 2013 eingebrochenen Dolinen auf der Kapellenwiese am Südhang des Schlierberges in Freiburg gezeigt. Bei klarer Sicht bietet sich vom Kapellenweg ein sehr guter Ausblick auf den Schönberg, den Oberrheingraben und die Vogesen (vgl. Abbildung links). Die Vogesen bilden die westliche Begrenzung des Oberrheingrabens und haben einen dem Schwarzwald sehr ähnlichen Gebirgsaufbau: im Süden vorherrschend Kristallin, im Norden mehr Buntsandstein. Nutzen Sie die Inversionswetterlagen und genießen Sie die Aussicht vom Schloßbergturm oder vom Schauinsland!

Das Gebiet "Kapellenwiese" am Schlierberg ist seit kurzem für eine Bebauung vorgesehen. Auf dem Bild ist eine der Einbruchstellen zu sehen. Dolinen (auch als "Erdfälle" bezeichnet) sind eine weit verbreitete Oberflächenform in Karstlandschaften. Damit werden Gebiete bezeichnet, in denen Karbonat- (und Sulfat)Gesteine anzutreffen sind, bei denen es zu Lösungsverwitterung kommt.  Bekannte Karstgebiete sind z. B. der Schweizer Jura oder die Schwäbische Alb. Dolinen, Höhlen und Flußschwinden sind die wichtigsten Karstphänomene. Die Tiefe der am Schlierberg frisch eingebrochenen Dolinen beträgt etwas mehr als einen Meter.

Allerdings sind auf der geologischen Karte an dieser Stelle im Untergrund keine Kalksteine eingetragen; im fraglichen Gebiet wird für den Untergrund Buntsandstein ausgewiesen. Es ist möglich, daß es im Bereich Lorettoberg / Schlierberg wegen der Nähe zur östlichen Hauptrandverwerfung des Oberrheingrabens zu kleinräumigen Verstellungen einzelner Schichten im Untergrund kommen kann. Der geologische Untergrund ist eben immer für Überraschungen gut und entsprechende Voruntersuchungen sollten ganz am Anfang entsprechender Baupläne in derartigen Gebieten stehen.

Etwas oberhalb des freien Feldes mit den Vernässungsstellen sind ebenfalls kleinere Einbrüche zu sehen. Möglicherweise die nächste Doline ...?

Dr. Matthias Geyer
Geotourist Freiburg
Hansjakobstraße 54
79117 Freiburg
Tel. +49-162-40.65.416
Mail: info[ät]geotourist-freiburg.de